Pathologische Demandvermeidung (PDA) ist eine Form des Autismus, die erst in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erfahren hat. Menschen mit PDA haben Schwierigkeiten, Anweisungen oder Anforderungen zu akzeptieren, selbst wenn sie einfach oder notwendig sind. Sie können auch Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren.
Pathological Demand Avoidance ist eine angeborene Nervensystemneurodivergenz, also ein anders verdrahtetes Gehirn, welches ständig (irrationale) Bedrohungen wahrnimmt.
Nämlich überall da, wo es einen Verlust an Autonomie erfährt.
Sprich, wenn das Kind oder der/die Erwachsene gesagt bekommt, was er machen oder unterlassen soll. Also jeglicher Druck von innen, also eigene Erwartungen oder der Körper fordert etwas wie Essen, trinken, Schlaf, Toilette. Oder jeglicher Druck von außen. „Du sollst…!“ „Mach…!“
Je direkter die Aufforderung, desto schlimmer die Vermeidung.
So werden alltägliche Anforderungen vermieden oder je nach Panik-Typ (Flight, Fight, Freeze) sogar mit immenser Abwehr bekämpft.
„Eine Anforderung greift die Autonomie an, mit der sich Menschen mit PDA so sehr identifizieren und somit greift eine Anforderung ihr Leben an. Es fühlt sich lebensbedrohlich an.“
-Harry Thompson (Autor von „PDA Paradox“- selbst PDA-Autist)- [aus dem Englischen frei übersetzt]
Es werden soziale Vermeidungsstrategien verwendet. Teilweise mit großer Fantasie und smarten Diskussionspfaden.
Daher sind Routinen, (unausgesprochene) Erwartungen (wie hinter sich aufräumen, zu grüßen etc.), Strukturen nicht hilfreich im
Umgang mit ihnen.
Außer sie sind selbst gewählt. Auch hier: obwohl sie selbst gewählt sind, können sie irgendwann innerlich zu Routinen werden und könnten dann auch wieder vermieden werden. So ist es auch bei Safe Food. Es kann schnell wieder wechseln, da es ja erwartet wird, dass es gegessen wird.
Denn selbst internale Anforderungen (Hunger, Durst, Toilettenbedürfnisse, Schlaf, Bedürfnis nach der richtigen Temperatur) können so sehr stressen, dass eine Panikattacke/Meltdown droht. Es spielt immer der Grundstress eine Rolle. Denn dieser kann sich über die Zeit anhäufen und kann das Fass irgendwann zum Überlaufen bringen (rw.)
Die Autonomie steht über allen anderen Bedürfnissen (Vergleiche Casey Ehrlich @atpeaceparents).
Bei der Vermeidung geht es auch nicht um die Tätigkeit selbst, sondern einzig darum, dass es eine Anforderung ist.
Doch es schließt natürlich nicht aus, dass auch andere Gründe für eine Vermeidung (zusätzlich) verantwortlich sein können. Wie sensorische (zu kalt, zu warm).
Hier ist dann auch ein weiterer eindrücklicher Marker für PDA:
Sie können Hilfe oft nicht annehmen, da es wiederum ein Verlust der Autonomie ist.
Beispiel: ihnen ist kalt, aber die Jacke, Mütze, Handschuhe werden verwehrt. Selbiges mit Kopfhörern gegen den Lärm.
Wenn müssten SIE eine Lösung eröffnen. Die ist dann eher:
„Mach den Staubsauger aus!“ Oder „seid leiser!“ oft in einem aggressiven / gestressten Ton.
Auch Dinge, die sie eigentlich gern machen, können vermieden werden, wenn der innerliche oder äußere Druck zu hoch ist.
„Nimm dir noch mehr Bonbons!“ und er kann dann nicht weitere nehmen.
Jeder PDA-AutistIn ist zudem ein Individuum und ist nicht gleich. Auch PDA ist ein Spektrum.
Hilfen sind ein Low-Demand-Lifestyle und die Anwendung von PANDA-Strategien nach der PDA-Society.